Es gibt ein neues Kochbuch von Jamie Oliver! Schon wieder, ist man fast geneigt zu sagen. In letzter Zeit hat er „gefühlt“ dann doch in sehr kurzen Abständen neue Bücher veröffentlicht. Sein neusten Werk trägt den Namen „Jamies 5 Zutaten Küche“ und verspricht eine unkomplizierte und schnelle Küche.
Eigentlich hatte mich der Titel von Jamies neuem Buch gar nicht angesprochen, fühle ich mich beim Kochen doch mittlerweile erfahren genug, um mich nicht auf nur 5 Zutaten beschränken zu lassen. Aber am Ende ist es halt wieder ein neues Jamie Buch und das juckt den Sammler in mir. Immerhin besitze ich bereits 12 Jamie Oliver Bücher und mag viele seiner Rezepte sehr gerne. Nachdem ich also ein paar Tage um das Buch getigert bin, habe ich dann doch zugebissen und es verschlungen.
Da Jamie zu den weltweit erfolgreichsten Kochbuchautoren zählt und auch in Deutschland eine große Fan-Gemeinde hat, mache ich mir heute mal die Mühe und schreibe eine kleine Rezension über sein neusten Buch. Ein paar Gerichte aus dem Buch habe ich nämlich schon nachgekocht und mir mittlerweile eine Meinung zum neusten Jamie Schmöker gebildet.
Gleich mal vorneweg, es handelt sich bei den Rezepten im Buch nicht immer um komplette Mahlzeiten. Es sind Beilagensalate und Gemüsebeilagen enthalten, Eierspeisen, Desserts und Gebäck und auch die eigentlichen Hauptgerichte gehen nicht immer als komplette Mahlzeit durch.
Als Beispiel nehme ich da mal direkt das Ingwer-Fleisch oben auf dem Foto, dessen Rezept ihr ganz unten am Ende dieses Beitrages findet. Es schmeckt lecker, keine Frage, aber im Buch enthält es nur Fleisch und Pak Choi. Wenn man nicht gerade 300 g Fleisch essen möchte um satt zu werden, braucht man noch eine Sättigungsbeilage, in meinem Fall Reis. Da wären wir dann bei Zutat Nummer 6. Beim Hähnchen mit Paprika braucht man sicher auch noch Kartoffeln oder eine andere Beilage, um satt zu werden. Genau so wie bei den schnellen Asia-Fischfrikadellen, dem Hähnchen im Senfrahmsauce oder dem Wolfsbarsch auf Thai-Art, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Das ist grundsätzlich ja auch kein Problem und man kann sehr gut die Beilagen aus dem Buch verwenden oder selbst welche zubereiten, allerdings benötigt man in diesen Fällen dann immer mehr als nur 5 Zutaten. Wenn man sich für den Wolfsbarsch zum Beispiel noch den Möhren-Körner-Salat aus dem Buch zubereiten möchte, ist man schon bei 10 Zutaten. In gewisser Weise ist das Buch also eine kleine Mogelpackung, zumindest wenn man den Titel so interpretiert wie ich es getan habe. Ich dachte nämlich, ich bekomme Hauptgerichte mit 5 Zutaten, die mich dann auch sättigen.
Wo wir gerade bei den 5 Zutaten sind. Bei den meisten Rezepten im Buch sind es 6 oder 7 Zutaten. Für die Salate nimmt Jamie durchweg Rotweinessig und Olivenöl, zum Anbraten kommt auch Olivenöl zum Einsatz. Jamie weist in der Einleitung des Buches auch darauf hin, dass diese beiden Zutaten immer dazu gehören, aber sie werden in der Zutatenliste der Rezepte leider nicht extra aufgeführt. Wenn man die Einleitung des Buches liest, ist das kein Problem. Wenn man aber direkt zu den Rezepten springt und sich einen Salat zubereiten möchte, erlebt man vielleicht eine Überraschung, wenn plötzlich im Zubereitungstext etwas von Rotweinessig steht. Eigentlich gehört das mit in die Zutatenliste!
Das neue Kochbuch von Jamie wirbt neben den „5 Zutaten“ zudem noch mit dem Slogan „Quick & Easy“, was zumindest beim Thema Schnelligkeit nicht immer passt. Dazu aber später noch mehr. Einfach und unkompliziert sind die Rezepte aber auf jeden Fall, da verspricht Jamie wirklich nicht zu viel.
Das ergibt sich natürlich auch schon durch die Begrenzung der Hauptzutaten auf 5 Zutaten. Je weniger Zutaten man vorbereiten muss, je weniger unterschiedliche Garzeiten man beachten muss, umso geringer wird auch das Risiko für „Fehler“. Die meisten Rezepte sind so strukturiert, dass man die Zutaten auf einfachste Weise kombinieren und zubereiten kann und sie sind so angelegt das man auch nicht unbedingt eine prall gefüllte Vorratskammer mit diversen Lebensmitteln benötigt. Gerade Kochanfänger dürften sich darüber freuen.
Sich beim Kochen auf nur 5 Zutaten zu reduzieren, führt definitiv zu ein paar Vorteilen in Sachen Schnelligkeit und Schwierigkeitsgrad. Das ist ganz klar. Nun ist es beim Kochen aber so, dass die Kombination vieler Zutaten häufig auch zu einem geschmacklich schöneren Ergebnis führt. Wenn man Zwiebelchen und Knoblauch anschwitzt, vielleicht zusammen mit ein paar Kräutern, das Ganze mit etwas Wein ablöscht, wenn man einen gute Brühe anstatt Wasser verwendet, dann schmeckt das Ergebnis einfach besser. Der Einsatz von Zeit und Waren wird beim Kochen eben belohnt und man sagt ja auch ganz gerne das „Zeit“ eine der wichtigsten Zutaten beim Kochen ist. Ich sehe das auch so.
Nun leben wir jedoch in Zeiten in denen „Zeit“ ein sehr kostbares Gut geworden ist und diese Zeit wollen wir eigentlich nicht mehr vor dem Herd verbringen. Sicher nicht an 5 Arbeitstagen in der Woche, am Wochenende vielleicht schon eher. Insofern sind unkomplizierte und schnelle Rezepte absolut im Trend der Zeit und haben auch ihre praktische Berechtigung. Trotz der Nachteile, die sie mit sich bringen. Wenn man wenige Zutaten verwendet, sollten diese eben besonders gut miteinander harmonieren, damit der Geschmack auch passt.
Das gelingt Jamie ganz gut und er oder sein Team haben ein gutes Händchen was die Kombination von Zutaten betrifft. Alles was ich nachgekocht habe, hat auch geschmeckt. Trotzdem wird wahrscheinlich jeder mit etwas Kocherfahrung die Rezepte um die ein oder andere Zutat erweitern. Da spricht ja auch nichts dagegen und Rezepte sollten immer nur als Anregung dienen und niemals davon abhalten eigene Ideen einzubringen. Für diese Buchrezension habe ich mich aber logischerweise gebremst und die Rezepte 1:1 nachgekocht, um auch einen möglichst unverfälschten Eindruck zu bekommen.
Mein Favorit unter den nachgekochten Rezepten aus Jamies 5 Zutaten Küche war die im Ofen gebackene Süßkartoffel mit Tomaten, Rucola und Feta. Hier passen die Zutaten perfekt zueinander und sorgen für einen tollen Geschmack.
Dieses schöne Rezept nehme ich dann auch gleich mal zum Anlass und kurz auf das Thema „Quick“ einzugehen.
Die meisten Rezepte im Buch sind „schnell“ zubereitet, keine Frage. Salate, Pasta, einige Gemüsegerichte gehen wirklich fix. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Rezepten im Buch, die ihre Zeit benötigen. Die Süßkartoffel braucht im Ofen zum Beispiel 60 bis 90 Minuten. Die Vorbereitung ist ruckzuck erledigt, das Anrichten auch, aber die Garzeit dauert eben ihre Zeit.
Auch das von mir nachgekochte Tikka-Brathähnchen mit Kartoffeln und Blumenkohl benötigt ungefähr 1 Stunde Garzeit im Ofen, genauso wie die Lammschulter, die logischerweise einige Stunden benötigt, bis sie gar und zart ist. Das Schmorfleisch braucht gute 2 Stunden, genau so wie das Lammragout oder die Lammhachsen und das Senf-Fleisch.
Das meiste im Buch geht schneller, deutlich schneller, aber für meinen Geschmack sind es dann doch ein paar Rezepte zu viel mit längerer Kochzeit, um auf dem Cover noch mit „Quick“ zu werben. Wenn ich das lese, habe ich die Erwartung das alle Rezepte im Buch wirklich schnell gekocht sind. Das mal als kleiner Kritikpunkt.
Darüber hinaus habe ich an diesem Kochbuch nicht so viel zu bemängeln. Aus meiner Sicht ist es ganz klar ein Kochbuch das sich eher an den Kochanfänger oder Gelegenheitskoch richtet.
Es bietet eine nette Auswahl an Gerichten, die mit wenigen Zutaten und überschaubarem Aufwand zubereitet werden können und die trotz ihrer Einfachheit gut schmecken. Sie sind ziemlich gelingsicher und sorgen somit auch bei nicht so erfahrenen Köchen für Erfolgserlebnisse, was sehr wichtig ist. Auch 20 Minuten Zubereitungszeit ist zu viel, wenn es hinterher nicht schmeckt. Zudem bieten die Rezepte einen schönen Einstieg, um sich mit der Kombination von gut zueinander passenden Zutaten etwas vertraut zu machen.
Wer regelmäßig den Kochlöffel schwingt wird sich nicht an die 5 Zutaten halten und die Zutatenliste ganz sicher erweitern, mit Gewürzen, Kräutern, zusätzlichem Gemüse etc. Als Anregung sind die Rezepte dann aber immer noch gut zu gebrauchen, insbesondere wenn man Jamie und seine Rezepte sowieso mag.
Von meinen 13 Jamie Büchern ist das „Jamies 5 Zutaten Küche“ sicher das Buch, auf das ich am Leichtesten verzichten könnte. Zu meinen Kochanfängen hätte ich es aber sehr gerne im Schrank stehen gehabt, das hätte mir den Einstieg sicher leichter gemacht und mir mehr Erfolgserlebnisse beschert.
Aus dem Buch nachgekocht:
- Tikka-Brathähnchen mit Kartoffeln und Blumenkohl
- im Ofen gebackene Süßkartoffel mit Tomaten, Rucola und Feta
- Shortbread mit Orange & Schokolade
Ich hoffe, euch hat meine kleine Rezension gefallen. Mehr von mir gibt es auch auf Pinterest, Facebook, Instagram.
Hi Malte, super Rezension bin absolut deiner Meinung.
Ich hab da mal eine andere Frage.
Ich finde leider nicht heraus wie die Nährwertangaben handzuhaben sind – pro Portion, Pro 100g?
Kannst du mir da weiterhelfen?
liebe Grüße, Christian
Das habe ich mich auch schon gefragt! Dachte erst, dass es pro 100g ist, aber als dann ein Salat 447kcal haben sollte, konnte ich mir nicht vorstellen dass es sich auf 100g bezieht. Auf das gesamte Gericht gerechnet erscheint mir die Angabe dann aber doch eher zu wenig zu sein.
Würde mich freuen wenn da jemand was zu sagen kann. Grüße!
Hallo! Danke für die ausführliche Rezension. Ich hätte da aber noch eine Frage. Jamie Olivers Kochbücher sind, für mein Empfinden, doch immer sehr fleischlastig. Würdest du sagen das es im Verhältnis zu seinen anderen Kochbüchern weniger oder gleich viele Fleisch- /Fischgerichte beinhaltet? LG
Die Rezepte sind auf jeden Fall wieder fleischlastig. Das ist so ähnlich wie in Jamies bisherigen Büchern!
Hab schon ein paar Folgen seiner Kochshow zu diesem Buch gesehen. Das ‚quick‘ versteht sich danach nur auf die reine Zubereitungszeit. Die Zeit auf Herd oder im Ofen gilt nicht, da kann man ja anderes machen.
Ich mußte grad an ein Buch von Tommy Jaud denken „Millionär“ in dem die Hauptfigur Jamie Oliver verklagen möchte, weil die Rezepte aus seiner 30 Minuten Küche nicht in 30 Minuten zubereitet werden können, weil Amazon z.B. einen Tag für die Lieferung der erforderlichen Küchenmaschine benötigt. 😀
Ich werd mir das Buch aber auch mal ansehen, manchmal will man ja nicht so viel Aufwand betreiben und auf der Suche nach was neuem bleibt man dann doch wieder beim bewährten Klassiker hängen, da findet man in dem Buch sicherlich mal eine Alternative.
Das ist ja geil 😀 Das Buch kenne ich leider nicht, muss ich nachher direkt mal googeln. 🙂
Ich schaffe Jamies 30 Minuten Rezepte auch nicht in 30 Minuten, trotz Küchenmaschine. Das ist mir zu stressig. 😀
Entschuldigung, es war nicht Millionär, sondern Übermann, Band drei aus der Reihe, ist schon ein bisschen her das ich es gelesen habe. 😀
Danke Malte 😊. Ich mag Jamie ja und habe mich um dieses Buch herumgedrückt. Jetzt weiß ich, warum ich mich herumgedrückt habe. Und ich weiß, wem ich es schenken werde 😊.
Sehr gerne! Wenn ich nicht so ein Sammler wäre, hätte ich mich bestimmz dieses Mal auch herumgedrückt.