Als ich damals zu Hause auszog, bekam ich regelmäßig Briefe von meiner Oma. Sie holte dafür immer ihre Schreibmappe aus dem Vitrinenschrank, mit der ich schon als Kind total gerne gespielt habe. Dort lag immer Briefpapier bereit sowie verschiedene Briefumschläge, Briefmarken, ihr Adressbüchlein und Stifte, um den Lieben in der Ferne zu schreiben.

Zu der Zeit hatten wir noch kein Telefon in der Wohnung und wenn man telefonieren wollte, musste man zur Post fahren und sich dort in die Schlange vor der Telefonzelle einreihen. Also schrieb man sich Briefe. Und meine Oma war eine fleißige Schreiberin. Daher bekam ich auch Post von ihr, nachdem ich nun „in der Ferne“ 600 km weit von zu Hause entfernt wohnte. Auch wenn mittlerweile das Telefon Einzug gehalten hatte und ich Briefe eigentlich uncool fand.
Neben den üblichen Zeilen schickte mir Oma in jedem Brief noch ein Rezept mit. Manchmal hatten wir darüber vorher am Telefon gesprochen, weil ich ihr Essen so vermisste, manchmal war sie der Meinung, ich muss jetzt wissen wie man Gulasch zubereitet. 😀 Heute bin ich froh, dass ich all diese Briefe aufgehoben habe, denn mittlerweile erinnert sich meine Oma nicht mehr an alle Rezepte. Bei einem Umzug hat sie auch ihr Rezeptbuch weggeworfen, was sie mit einem Schulterzucken und „Ich backe ja nicht mehr“ abtat, während ich in dem Moment fast geweint habe.

Glücklicherweise sind ein paar Rezepte meiner Kindheit durch die Briefe erhalten geblieben, zum Beispiel ihre leckere Joghurttorte oder ihr himmlischer Käsekuchen mit goldenen Tröpfchen und heute kommt ein Weiteres davon auf den Blog.
Wenn sich spontan Besuch bei Oma ankündigte und keine Zeit mehr zum großen Backen war, dann wurden die Windmühlen aus Blätterteig gemacht. Denn kein Kuchen oder kein Gebäck für den Besuch war keine Option bei Oma.

Im Sommer, wenn die Erdbeeren im Garten reif waren, wurde Opa in den Garten geschickt um eine Schüssel zu holen. In der Zeit knetete meine Oma die Streusel und kochte flott einen Pudding, wenn keiner mehr vom Vortag übrig war. Bei Oma gab es oft Pudding, weil mein Opa den so gerne aß und wir Kinder ja sowieso.
Die Erdbeeren wurden geputzt und in Scheiben geschnitten und dann konnte schon der Ofen vorgeheizt werden. Meine Oma nahm damals immer tiefgekühlten Blätterteig und ließ ihn dann auftauen. Ich bin mittlerweile auf den Teig aus dem Kühlregal umgestiegen, weil ich den nicht mehr auftauen muss. Trotzdem habe ich auch immer eine Packung im Eisfach, ich weiß ja nie wann mal spontan Besuch kommt. 😉

Stehen alle Zutaten bereit, sind die Blätterteigteilchen in 15 Minuten zubereitet und können dann gebacken werden. Die Streusel sind ruckzuck zusammengeknetet und den Pudding habe ich, wenn es ein geplantes Backen war, schon am Vortag gekocht. So kann er gut abkühlen. Es geht auch mit lauwarmen Pudding, er verläuft dann aber schneller und es gibt eventuell etwas Gematsche auf dem Blech.
Ich liebe es, dass die Teilchen so schnell gemacht sind und das man sie nicht lange abkühlen lassen muss, nachdem sie aus dem Ofen kommen. Blätterteig kühlt halt viel schneller aus, als ein großer runder Kuchen.

Oma hat früher immer die doppelte Portion Streusel gemacht, weil wir Kinder die eine Hälfte weggenascht haben. Mein Sohn liebt es auch rohen Streuselteig zu naschen und ich weiß, von wem er das hat. 😀 Er ist mir beim Backen auch wieder nicht von der Seite gewichen, obwohl er keine große Lust hatte zu helfen. Aber all die Möglichkeiten zum Naschen, herrlich! Erdbeeren, Vanillepudding und Streusel, er war im Paradies!
Aus einer rechteckigen Rolle Blätterteig aus dem Kühlregal bekomme ich 15 Windmühlen geschnitten. Das reicht Dicke für uns und einen Teller für die Nachbarn. 😉 Ich schneide immer 3×5 Quadrate aus dem Teig. Die Windmühlen verzeihen es aber auch, wenn der Teig eher zum Rechteck geschnitten wird. Also keine Sorge, du brauchst kein Lineal!

An jeder der 4 Spitzen eines Teigstücks wird ein Schnitt in Richtung Mitte gemacht. Der Schnitt endet ungefähr ein Drittel vor der Mitte, also nicht durchschneiden! Ich denke, auf dem Foto sieht man das ganz gut.
In die Mitte kommt dann ein Teelöffel Vanillepudding mit ein paar Scheibchen Erdbeeren. An den Schnitten kann dann der Windmühlenflügel umgeklappt werden, über die Erdbeeren und den Pudding hinweg. Auf die umgeklappten Flügel werden dann die Streusel verteilt. Bloß nicht zu sparsam damit umgehen, da kann ordentlich was drauf! Ich liebe, liebe, liebe Streusel und sie machen die Windmühlen für mich erst so richtig rund.

Meine Oma hat die Windmühlen früher, je nach Saison, mit unterschiedlichem Obst belegt. Da kam auch mal Dosenobst drauf oder sie machte die Windmühlen nur mit Pudding und Streuseln. Finde ich auch seeeehr lecker. Hauptsache fett Streusel drauf! <3
Die Teilchen backen dann eine gute Viertelstunde. Während das erste Blech im Ofen ist, wird schnell das zweite Blech belegt und dann ist man auch schon fertig. Die Teilchen kurz auf dem Kuchengitter auskühlen lassen, in der Zeit alles wegspülen und dann kann der Besuch oder die gierige Familie kommen.

Es knuspert und knackt vom Blätterteig und den Streuseln, die Erdbeeren harmonieren wunderbar süß-sauer mit dem cremigen Vanillepudding und eins, zwei, drei ist so eine Windmühle schon aufgegessen. Und schwupps, wandert die zweite in den Mund.
Vielleicht hast du jetzt ja auch Lust auf ein paar leckere Windmühlen mit Pudding, Obst und viiieeelen Streuseln? Ich freue mich auf dein Feeback. 🙂
Wenn dir mein Rezept gefällt, dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Über eine Bewertung des Rezeptes (Klicke auf die Sternchen in der Rezeptvorlage, die gleich folgt.) freue ich mich natürlich auch immer. Dankeschön! 🙂

Knusprige Windmühlen aus Blätterteig mit Pudding und Erdbeeren
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Verwendetes Zubehör
Rezept Zutaten
Für den Pudding
- 250 ml Milch
- 1 EL Zucker
- 1/2 Tütchen Puddingpulver für Vanillepudding
Für die Streusel
- 75 g Butter, aus dem Kühlschrank
- 75 g Mehl
- 60 g Zucker
- 1 Abrieb einer Bio Zitrone
- 1 Prise Salz
Für die Windmühlen
- 1 Rolle Blätterteig aus dem Kühlregal
- 200 g frische Erdbeeren
Rezept Zubereitung
Für den Pudding
- Den Pudding am Vortag oder ein paar Stunden vorher nach Packungsanleitung kochen (Achtung, nur halbe Menge!) und mit Folie abdecken, damit sich keine Haut bildet. Abkühlen lassen. Nach dem Abkühlen kräftig durchrühren, damit die Masse einigermaßen glatt wird.
Für die Streusel
- Alle Zutaten miteinander zu der Streuselmasse verkneten und beiseite stellen.
- Backofen auf 200 Grad Ober-Unterhitze vorheizen.
Für die Windmühlen
- Den Blätterteig aus dem Kühlschrank nehmen und 5 Minuten liegen lassen.
- In der Zeit die Erdbeeren waschen, putzen und in Scheiben schneiden.
- Den Blätterteig aufrollen und in 3×5 Quadrate schneiden. Diese auf ein Blech mit Backpapier legen und dort an den Spitzen einschneiden, bis ca. 1/3 vor der Mitte, siehe Fotos.
- In die Mitte des Quadrats einen Löffel Pudding geben, darauf 3 Erdbeerscheiben verteilen. Die Windmühlenflügel darüber klappen und großzügig mit Streuseln belegen.
- 15-18 Minuten backen, bis die Teilchen goldbraun sind. Auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.
Hallo Malte, danke vorab für die leckeren Rezepte, die ich gerne nachkoche. Ich möchte mich nun mal ans Backen geben und deine Windmühlen nachbacken. Kann ich die 1 Tag vorher backen oder müssen die frisch verzehrt werden?
Herzliche Grüße Iris
Hallo Iris, Blätterteig schmeckt frisch am ersten Tag immer am besten. Am zweiten Tag ist er schon weich und nicht mehr knusprig. Darum sind die Windmühlen frisch gebacken am besten. 🙂 Viele Grüße Anne